1. Home / 
  2. Patienten / 
  3. Gelenkersatz

Wissenswertes zum Gelenkersatz

Künstliche Gelenke - Eine Erfolgsgeschichte

1890 setzte der Chirurg Themistocles Gluck in Berlin das erste künstliche Kniegelenk aus Elfenbein und Nickelstahl bei einem Patienten ein. Der Einsatz der ersten künstlichen Hüfte erfolgte dann 1938. In der Folgezeit wurden Materialien und Techniken so weit verbessert, dass Gelenkersatzoperationen sicher und erfolgreich durchgeführt werden konnten.

Der Brite Sir John Charnley entwickelte den Prototypen der bis heute eingesetzten Hüftprothese. Diese besteht aus einem kleinen Metallkopf und einer Pfanne aus Teflon, das später durch Polyethylen ersetzt wurde. 1958 führte Charnley erstmalig die Implantation einer Totalhüftendoprothese (TEP) mit "Acryl-Zement (Polymethylmethacrylat - kurz PMMA)" durch. Der damals verwendete „Acryl-Zement“ kommt auch heute noch zum Einsatz und wird häufig als Knochenzement bezeichnet. Entgegen der ersten Assoziation handelt es sich bei Knochenzement jedoch nicht um einen Zement, sondern um eine Kunststoffverbindung, ein sogenanntes Polymer, welche eine stabile Verankerung der Prothese im Knochen ermöglicht.

Im Jahr 1972 wurde der erste Knochenzement mit zugesetztem Antibiotikum zur unterstützenden Infektionsprophylaxe entwickelt. Durch die Beimischung eines Antibiotikums kann der Knochenzement auch zur lokalen Infektionsprohylaxe dienen. Durch den Einsatz eines antibiotikahaltigen Knochenzementes kann eine mögliche Infektion der Prothese verhindert werden. Gelenkersatzoperationen sind heutzutage häufig durchgeführte Operationen mit einer konstant optimierten Technik. Aufgrund moderner Operationsmethoden können zwischenzeitlich sogar ambulante Gelenkersatzoperationen durchgeführt werden, bei denen kein Krankenhausaufenthalt mehr notwendig ist. Im Vordergrund steht stets eine schnelle Mobilisierung und die Rückkehr zu Ihrer gewohnten Bewegungsfähigkeit.

Einhornapotheke Hanau

Lebensdauer von künstlichen Gelenken

Generell ist die Lebensdauer jedes künstlichen Gelenkes begrenzt. Neben mechanischen Faktoren ist die Infektion der größte Feind der Prothese. Sie kann sich in ihrer Verankerung lockern, Schmerzen und eingeschränkte Beweglichkeit können auftreten. Dann ist meist eine Operation notwendig, bei der die Prothese durch eine neue ersetzt werden muss.

Durch den medizinischen Fortschritt, dem Einsatz vorbeugender Maßnahmen, moderner Materialien und Operationstechniken kann die Gefahr der infektionsbedingten Lockerung einer Prothese immer weiter reduziert werden. Das künstliche Gelenk verbleibt somit immer länger im Körper. Der Einsatz von antibiotikahaltigem Knochenzement reduziert das Risiko einer sogenannten periprothetischen Infektion.

Studien zeigen, dass mit Knochenzement verankerte Prothesen eine besonders lange Lebensdauer haben. So kann eine sonst eventuell nötig werdende Revisionsoperation (d.h. der Austausch der Prothese) vermieden oder zumindest lange hinausgezögert werden.

Patienten auf Fahrrädern

Knochenzement & Co: So hält das künstliche Gelenk im Knochen

Damit Sie möglichst lange von Ihrem künstlichen Gelenk profitieren, muss es fest im Knochen verankert werden. Zur Verankerung der Prothese stehen drei anerkannte Verfahren zur Auswahl:

  • Zementierte Prothese:
    In diesem Fall wird ein als Knochenzement bezeichneter Kunststoff zur Fixierung der Prothese verwendet. Eine zementierte Prothese ist sofort im Anschluss an die Gelenkersatzoperation belastbar und ermöglicht damit eine schnelle Mobilisierung. Um einer Infektion des eingesetzten Gelenks vorzubeugen, kann ein antibiotikahaltiger Knochenzement verwendet werden. Ein Beispiel für einen seit mehr als 60 Jahren eingesetzten und bewährten Knochenzement ist PALACOS® von Heraeus Medical.
  • Zementfreie Prothese:
    Alternativ verankern die Operateure das künstliche Gelenk ohne Knochenzement. Dabei wächst der Knochen langsam in die Prothese ein und bildet erst nach einiger Zeit eine feste Verbindung.
  • Hybridprothese:
    Hierbei handelt es sich um die Kombination aus einer zementfreien und zementierten Prothese. Ein Teil der Prothese wird mit Knochenzement verankert, der andere Teil wird zementfrei fixiert.

Welches Verfahren im einzelnen Fall eingesetzt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, z.B. vom Alter des Patienten, Vorerkrankungen wie z.B. Diabetes, oder von der Knochenbeschaffenheit. Weltweit spielen auch regionale Unterschiede und die Ausbildung der Operateure bei der Auswahl der Prothese und der Operationstechnik eine Rolle.

Studien zeigen, dass zementierte Prothesen besonders lange haltbar sind. So kann eine Wechseloperation vermieden oder zumindest lange hinausgezögert werden. Ebenfalls wird das Infektionsrisiko durch die Verwendung eines antibiotikahaltigen Knochenzementes deutlich reduziert.

Auf der folgenden Seite finden Sie hilfreiche Informationen zu zertifizierten Endoprothetikzentren.

Exkurs: Was ist eigentlich Knochenzement?
Knochenzement ist kein Zement im eigentlichen Sinne, sondern ein Kunststoff bestehend aus zwei Komponenten. Die fachliche Bezeichnung lautet Polymethylmethacrylat (PMMA). Er wird erst unmittelbar vor dem Einsetzen des künstlichen Gelenkes aus Flüssigkeit und Pulver angerührt und härtet dann innerhalb weniger Minuten vollständig aus. Der Knochenzement ermöglicht eine stabile Verankerung der Prothese und damit auch eine Kraftübertragung zwischen Knochen und künstlichem Gelenk. Knochenzement wird bereits seit über 60 Jahren erfolgreich bei der Verankerung von künstlichen Gelenken eingesetzt.

Tipps für Patienten: Wie bereite ich mich auf die Gelenkersatzoperation vor?

Meist handelt es sich bei einer Gelenkersatzoperation um einen Wahleingriff, bei dem der Zeitpunkt der Operation im Voraus geplant wird. Daher können Vorbereitungen frühzeitig und durchdacht getroffen werden. Der Erfolg einer Operation und der anschließende Heilungsprozess hängen maßgeblich von Ihrer Motivation und Ihrer Mitarbeit ab!

„Fast Track“ Konzept zur schnellen Mobilisierung

Das „Fast Track“ Konzept hat sich bei zahlreichen anderen operativen Eingriffen bewährt und wird nun zunehmend auch im Bereich der Gelenkersatzchirugie angewendet. Das oberste Ziel ist hierbei die rasche Mobilisierung, damit eine schnelle Erholung von der Operation und eine Verringerung der Komplikationen, wie beispielsweise Thrombosen, erfolgen kann. Je nach Klinik verkürzt sich hierbei der Krankenhausaufenthalt deutlich oder entfällt komplett. Anstatt einer Narkose wird unter anderem mit einer punktgenauen Betäubung gearbeitet, die Ihnen bereits am Tag der Operation erste physiotherapeutische Übungen ermöglicht.

Wie bereite ich mich auf die Gelenkersatzoperation vor?

  • Versuchen Sie, eventuelles Übergewicht etwas zu verringern.
  • Verzichten Sie möglichst auf Alkohol und Zigaretten oder schränken Sie zumindest Ihren Konsum ein.
  • Beginnen Sie bereits vor der Operation mit krankengymnastischen und muskelaufbauenden Übungen und üben Sie das Gehen mit Gehhilfen. So stärken Sie die Beweglichkeit Ihrer Muskeln. Die Krankengymnastik fällt Ihnen nach der Operation leichter und Sie werden schneller mobil. Im Rahmen des „Fast Track“-Konzeptes werden Sie hierzu schon vor der Operation eine Schulung erhalten.
  • Sie sollten mit einem Krankenhausaufenthalt von 7-10 Tagen rechnen. Kümmern Sie sich daher bereits vorab um die Versorgung von Haustieren, Pflanzen und die Leerung des Briefkastens. Im Rahmen einer ambulanten Operation entfällt der Krankenhausaufenthalt. Allerdings sollten Sie sich in jedem Fall auch eine Unterstützung für den Haushalt organisieren.
  • Im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt empfiehlt sich eine ambulante oder stationäre Rehabilitation, um schneller in das Alltagsleben zurückzufinden. Befassen Sie sich daher frühzeitig mit der Auswahl eines für Sie passenden Reha-Zentrums.
Packen des Gepäcks für den Krankenhausaufenthalt

Tipps für Patienten: Wie erhole ich mich nach einer Gelenkersatzoperation?

Nach einer Gelenkersatzoperation ist die frühe Mobilisation essenziell. Sie hilft, Komplikationen wie beispielsweise Thrombosen zu vermeiden und beschleunigt den Heilungsprozess. Zu langes Liegen schwächt nicht nur Ihre Muskulatur, sondern auch Ihr Immunsystem. Eine frühe Belastung des Gelenkersatzes ist bereits kurz nach der Operation möglich.