Bischof Hein, Sie waren 15, als Neil Armstrong auf dem Mond landete. Wie haben Sie den Tag erlebt?
Ich habe zu der Zeit meinen ersten Ferienjob gehabt und zwar in der Quarzschmelze bei Heraeus. Für 2,50 Mark pro Stunde, damals ein guter Stundenlohn. Ich habe in einer der Lagerhallen gearbeitet, in der Glasröhren aufbewahrt wurden. Und die Stimmung war unglaublich.
Weshalb?
Weil die Mitarbeiter einfach unglaublich stolz waren und das war ansteckend! Ein Teil von uns, ein Teil der Firma und ein Teil unserer Heimat Hanau war auf dem Mond! Und ich war durch den Ferienjob im Zentrum von all dem.
Haben Sie die Mondlandung im Fernsehen gesehen?
Nein, ich habe die Übertragung am Radio meiner Eltern gehört. Man kann sich das heute kaum mehr vorstellen, aber einen Fernseher zu Hause zu haben, galt zumindest bei meinen Eltern, ¬ die sich selbst als Bildungsbürger gefühlt haben, als so ein bisschen unfein. Ich habe aber später natürlich die Bilder gesehen, fantastisch.
Was hat Sie an der Mondlandung besonders beeindruckt?
Die technische Leistung, dass die Astronauten heile zurückgekehrt sind. Ich bin kein großer Technik-Freak, aber ich habe die Raumkapsel von John Glenn in Washington gesehen, das war ein sehr dürftig und sehr improvisiert zusammengeschraubtes Ding.
Für was stand die Firma Heraeus damals am Ende der 60er Jahre?
Aus der Perspektive des 15jährigen, der ich damals war, würde ich sagen: Die Firma war für die Hanauer Höhensonne bekannt. Das war eine Lampe, die Rotlicht oder UV-Licht abstrahlen konnte. Damit wurden vor allem mangelernährte Kinder behandelt, die an Rachitis litten. Das Licht half dem Körper, Vitamine zu bilden.
Sollten die Menschen Ihrer Ansicht nach eigentlich auf den Mond zurückkehren?
Ich glaube, wir sollten uns um die Probleme auf der Erde kümmern. Die Folgen des Klimawandels scheinen mir gravierend. Das müssen wir angehen mit all der Klugheit und allen technischen Mitteln, die wir haben. Aber als ich jung war – da war die Raumfahrt ein Riesenthema, jeder hat davon gesprochen.
Wären Sie als Jugendlicher gern Astronaut geworden?
Mir hätte, glaube ich, der Mut gefehlt. Fußballer eher (lacht).
Sind Sie heute noch ein Fußballfan?
Natürlich. Und zwar von Eintracht Frankfurt. Das ändert sich auch nicht mehr.