Buzz Aldrin: Der Akademiker unter den Astronauten

Buzz Aldrin Quelle: Getty Images

Als Buzz Aldrin (gebürtig Edwin Eugene Aldrin, Jr.) am 21. Juli 1969 auf dem Mond steht, kommt er sich vor wie auf einem riesigen Ball: So nah und abgerundet krümmt sich der Horizont, scheinbar nur wenige Kilometer vor ihm. Angst verspürt er zwar keine, wohl aber die Sorge, nicht alle geplanten Experimente rechtzeitig abschließen zu können. Ihm und Neil Armstrong bleiben gerade einmal gut zwei Stunden auf der Mondoberfläche; in dieser Zeit müssen sie einen Laserreflektor aufstellen, kiloweise Gesteinsproben sammeln, Fotos machen und den Sonnenwind sowie die Seismik des Erdtrabanten untersuchen.

Den Spitznamen bekommt er von der Schwester

Früh lernt Buzz Aldrin, sich gegen Widerstände durchzusetzen. Mit Nachdruck fordert etwa sein Vater, ein Offizier, dass er zur Marineakademie geht. Aber den Sohn zieht es in die Militärakademie des Heeres in West Point. Ein Grund ist der Freund der Schwester: ein Kadett, der es auf das Titelblatt des Magazins LIFE gebracht hat, was Aldrin imponiert. Von der Schwester erhält er auch den Spitznamen „Buzz“, den er später als offiziellen Vornamen eintragen lässt. Statt „brother“ sagte sie immer „buzzer“.

Nach der Ausbildung an der Akademie tritt Aldrin 1951 in die Luftwaffe ein, wird Kampfpilot und fliegt 66 Einsätze im Koreakrieg, was er knapp überlebt. Einige Jahre später dient er als Flugkommandant auf US-Basen in Deutschland. Aldrin patrouilliert entlang der Grenze zum Ostblock und wird auf einen mit Atomwaffen geführten dritten Weltkrieg vorbereitet.

Buzz Aldrin Quelle: Getty Images

Per Doktorarbeit zum Mond

Seine Augen für das Weltall öffnen sich im Oktober 1957, als die Sowjetunion den Satelliten Sputnik 1 in eine Erdumlaufbahn schießt und dessen Signal weltweit zu empfangen ist. Das Rennen um die Eroberung des Weltraums hat begonnen. Aldrin schreibt sich daraufhin am Massachusetts Institute of Technology ein, studiert Luft- und Raumfahrttechnik, fürchtet aber zugleich, ein Leben als Astronaut zu verpassen. Denn aus Sicht der NASA reicht es nicht, wenn ein Bewerber nur Kampfflieger war. Sie rekrutiert noch immer ausschließlich gestandene Testpiloten. Um eine Chance zu erhalten, schreibt Aldrin seine Doktorarbeit über ein Thema, das auch in der Weltraumagentur diskutiert wird: Es geht um die Frage, wie Astronauten zwei Raumfahrzeuge im All miteinander verkoppeln können. Die Arbeit über ein solches „Rendezvous“ widmet er den „Männern des Astronautenprogramms“ und notiert: „Oh, dass ich zu ihnen gehören könnte.“ Bald gilt Aldrin unter den drei Astronauten als der Akademiker – und gilt als so detailversessen, dass ihn manche bei der NASA zuweilen einen „Eierkopf“ oder auch – in Anspielung auf seine Doktorarbeit – „Dr. Rendezvous“ nennen, was charmanter klingt, als es gemeint ist.

Erst seine zweite Bewerbung bei der NASA klappt: 1963 wird Aldrin als erster promovierter Akademiker ins Astronautenprogramm aufgenommen und verbringt in den nächsten acht Jahren 289 Stunden und 53 Minuten, also gut zwölf Tage, im All. Er wird zwar als Dr. Rendezvous verspottet, aber seine theoretischen Kenntnisse helfen immer wieder bei der Planung von brenzligen Manövern im Weltraum.

Buzz Aldrin Quelle: NASA

Auf zum Mars

1971 leitet er kurz die U.S. Air Force Test Pilot School in Kalifornien, wo er sich jedoch regelmäßig mit seinen Vorgesetzten anlegt. Wie seine Mutter leidet Aldrin an Depressionen und beginnt zu trinken. Nach 21 Dienstjahren geht er 1972 in den Ruhestand. Aldrin besiegt zwar seine Alkoholsucht, bleibt aber für seine Nächsten ein eigensinniger, oft nicht einfacher Mensch. Als Verschwörungstheoretiker von ihm verlangen, er solle auf die Bibel schwören, dass er tatsächlich auf dem Mond gewesen sei, wird er handgreiflich.

Er schreibt Bücher, meldet Patente für Designs von Raumstationen an, gründet eine Firma und eine Stiftung. Bis heute fesselt ihn die Erforschung des Weltraums: Aldrin wirbt für eine bemannte Mission zum Mars und sagte erst kürzlich optimistisch bei einer Rede an der George Washington University: „Noch vor 2024 könnte ein Flug [zum Mars] an der Venus vorbei gelingen.“