Weihnachten in Japan

Christmas in Japan

Als hätte man Weihnachten und Neujahr einmal vertauscht, steht am japanischen „Kurisumasu Ibu“ (クリスマス・イブ), eine Anlehnung an das englische „Christmas Eve“ nicht die Familie im Mittelpunkt, sondern die Freunde und der Partner. Wer an diesem Tag keine Verabredung vorweisen kann und stattdessen die Familie besucht, wird gerne mal bemitleidet. Denn gerne wird Heiligabend in Japan als zweiter Valentinstag gefeiert.

Da Weihnachten in Japan kein traditionelles Familienfest ist und frei von jeglicher religiöser Bedeutung (weniger als 1% der Bevölkerung sind Christen), ist es auch kein offizieller Feiertag. Nicht destotrotz wurde in den letzten Jahrzehnten das Beschenken der Kinder am 24. oder 25.12. immer populärer, sodass diese nun von einem Wesen namens Santa Claus besucht und mit Geschenken bedacht werden.

Bereits Wochen vor Weihnachten erstrahlen die Schaufenster der Einkaufszentren, welche auf die Spendierfreudigkeit von Eltern und Paaren setzten. Jegliche Weihnachtsdekoration ist dort zu finden und auch die Musikauswahl versetzt die Kunden bei jedem Schritt durch die Kaufhäuser immer mehr in Weihnachtsstimmung. Aber auch die Städte erstrahlen in eindrucksvollen Lichtspielen, den sogenannten Christmas Illumination, und weihnachtlicher Dekoration. Investiert werden hier jährlich Millionen von Yen um die aufwendigen Lichtspiele zu entwickeln und umzusetzen. Vergleichsweise hierzu sehen die Weihnachtsbeleuchtungen deutscher Städte traurig aus und können mit den Traumlandschaften aus Millionen von kleinen Lämpchen nicht mithalten.

Paare und auch Freunde beginnen den Abend am 24.12. mit einem Spaziergang im Glanz der Weihnachtsbeleuchtung. Begleitet hierbei werden Sie von den Tönen klassischer Musik. Danach folgt ein Dinner in einem guten Restaurant, welches bereits Wochen im Voraus serviert werden muss. Sonst kann es passieren, dass man zu den unglücklichen Gruppen gehört, die durch ihre Spontanität keinen freien Tisch mehr ergattern können.

Begleitet werden die Feierlichkeiten durch einen Weihnachtskuchen, welcher in Japan zur Tradition geworden ist und einen der zwei kulinarischen Eckpfeiler des „traditionellen“ japanischen Weihnachtsessen darstellt. Grundlage der Backware ist hier ein amerikanisches Rezept für einen Erdbeer-Mürbeteigkuchen, welches Ende des letzten Jahrhunderts seinen Weg nach Japan fand. Bald schon wurde das Originalrezept durch einen Biskuitteig ersetzt, der weicher und fluffiger als der harte Mürbeteig war. Serviert wird dieser mit Erdbeeren und reichlich Schlagsahne. Als zweiter Eckpfeiler des Weihnachtsessens steht das Rundum-sorglos-Paket von Kentucky Fried Chicken auf dem Menü. Hier stehen Menschen in langen Schlangen vor der amerikanischen Fast-Food-Kette, um sich ihr im Voraus bestelltes Weihnachtsmenü abzuholen. Dieses besteht neben einer großen Portion Fried Chicken aus einem Teller mit Weihnachtsmotiven, einem Weihnachtskuchen und einem Salat. Laut Kentucky wurde diese Tradition von einem Amerikaner ins Leben gerufen, der an Heiligabend eine japanische KFC Filiale betrat, da er kurzfristig keinen Truthahn auftreiben konnte und ein frittiertes Hühnchen als beste Alternative sah. Im darauffolgenden Jahr hatte Kentucky Fried Chicken schon mit der Marketingkampange „Zu Weihnachten Kentucky“ gestartet und dafür gesorgt, dass viele Japaner Fried Chicken zu einem typischen Weihnachtsessen zählen. Zudem sind in allen Kaufhäusern jegliche Weihnachtskostüme zum Kauf zu finden. Während sich in Deutschland meist nur Vater oder Großvater als der Weihnachtsmann verkleiden, ist es in Japan eine beliebte Tradition, sich im Rentierkostüm, Santa-Kleidern oder mit Nikolausmasken auf Weihnachts-Partys zu zeigen.

Sobald der Abend vorbei ist, verschwinden bereits am 25. Dezember alle Dekorationen und Kostüme aus den Läden und das Weihnachtsspektakel hat ein Ende. Denn nun muss Platz geschaffen werden für das eigentliche Familienfest des Landes: Neujahr.

Neujahr, auch Oshôgatsu genannt, ist das größte Fest im japanischen Kalender und findet mehrere Tage lang statt. Gefeiert wird dies sehr traditionell mit verschiedensten Bräuchen. Die Vorbereitungen beginnen meist schon Mitte Dezember. Kurz vor Silvester wird zum sogenannten Bonenkai das alte Jahr verabschiedet. Dies wird mit Freunden und Arbeitskollegen bei einer großen Party gefeiert, wobei die Sünden und Lasten zurückgelassen werden sollen, damit man diese Bürden nicht ins neue Jahr mitnimmt. Zum Jahreswechsel, dem Omisoka, wird es dann ruhiger und familiärer. Um die bösen Geistern zu vertreiben, startet der Silvestertag mit einem umfassenden Hausputz. Anschließend werden Häuser und Wohnungen feierlich dekoriert. Hierbei kommen Blütenschmuck, oder Dekorationen aus Kiefern zum Einsatz. In allen buddhistischen Tempelanlagen werden zu Silvesterabend ein Glockenspiel aus genau 108 Schlägen, welches Oharai genannt wird, gespielt. Dadurch sollen 108 Leidenschaften des letzten Jahres ausgelöscht werden, sodass man mit einem freien Geist ins neue Jahr starten kann. Am ersten Tag des neuen Jahres gehen viele Japaner mit ihren Familien in den Tempel, um Glück für das neue Jahr zu beten. Zudem steht am Neujahrstag traditionelles Essen wie Miso-Suppe mit Mochi und Gemüse, Thunfisch mit süßem Seetang, Fischpaste, Süßkartoffeln mit Edelkastanie und gesüßte schwarze Bohnen auf dem Programm. Alle Gerichte, die an diesem Tag verspeist werden, fallen unter den Begriff Osechi. Zudem werden Neujahrskarten innerhalb der Familie und dem Freundes-, sowie Verwandtenkreis ausgetauscht und verschickt. Aus dem chinesischen Brauch übernommen, erhalten Kinder zum Neujahr Geldgeschenke, welche in Umschlägen verpackt wurden.

- Saori, Japan

Weihnachtsquiz

Beantworten Sie alle Fragen richtig, die sich in unserem Adventskalender versteckt haben und sammeln Sie die Buchstaben für das Lösungswort. Ab dem 22.12.2022 haben Sie die Möglichkeit, uns bis zum 13.01.2023 das vollständige Lösungswort zu schicken. Unter allen Teilnehmern losen wir drei Gewinner aus, die ein Weihnachtsgeschenk erhalten.

Welcher "Feiertag" hat in Japan die höhere Bedeutung und wird mit der Familie gefeiert?

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