Gold als sicherer Hafen
Es gibt mehrere Indikatoren dafür, dass der Goldpreis 2019 steigen könnte. Angesichts der Unruhe an den Kapitalmärkten greifen Anleger vermehrt zu weniger volatilen Anlagen. Die Zentralbanken der entwickelten Märkte verfolgten über Jahre eine unkonventionelle Geldpolitik, die US-Notenbank schien zunächst von der Nullzinspolitik zu einem normalen Zinsumfeld zurückzukehren, scheint aber wieder vorsichtiger zu agieren. Ein temporär schwächerer US-Dollar könnte Gold stützen. Diese Gesamtsituation birgt Potenzial für unerwartete Spannungen. Gold kann als Instrument genutzt werden, um Währungsschwankungen abzusichern.
Darüber hinaus nehmen weltweit wirtschaftliche und politische Unsicherheitsfaktoren zu. Der Brexit, der ungelöste Handelskonflikt zwischen China und den USA, der Shutdown in den USA oder die Rezession in Italien – diese und andere Faktoren führen zu einer Abschwächung des weltweiten Wirtschaftswachstums. Zentralbanken treten wieder vermehrt als Goldkäufer auf und stützen somit die Nachfrage. Für 2019 wird eine Bandbreite zwischen 1.225 US-Dollar und 1.450 US-Dollar für die Feinunze Gold erwartet.
Silber im Schlepptau von Gold wächst stärker
In unsicheren Zeiten gelten für den Silberpreis dieselben Faktoren wie für den Goldpreis. Zudem sprechen weitere Anzeichen dafür, dass der Preis für Silber 2019 stärker als der von Gold steigen dürfte: Die Basisnachfrage aus der Industrie wächst. Das Edelmetall ist für die Photovoltaik unverzichtbar. Trotz effizienterer Produkte mit geringerem Silberanteil werden erhöhte Neuinstallationen zu einem höheren Silberverbrauch führen. Zusätzlich ist Silber in wachsenden Bereichen der Elektronik für Fahrzeuge, Smartphones, Tablets usw. notwendig. Auf Investorenseite sind die Silberstände im letzten Jahr zurückgegangen und in den ETFs um 280 Tonnen gefallen.
Dafür spricht auch das derzeitige Gold:Silber Ratio von 83. Silber ist demnach im Vergleich zu Gold schwach bewertet. Historisch gesehen waren Gold:Silber-Verhältnisse über 80 nie von langer Dauer. Aufgrund des für die Silbernachfrage günstigeren Marktumfeldes wird eine Bandbreite zwischen 14,50 US-Dollar und 20,00 US-Dollar für die Feinunze Silber erwartet.
Platinüberschuss bleibt, Streiks könnten den Preis temporär stützen
Die geringere Nachfrage nach Dieselmotoren sorgt weiterhin für einen Platinüberschuss. Mit 42 Prozent Marktanteil ist die Automobilindustrie der größte Platinabnehmer. Platin wird in Dieselabgaskatalysatoren eingesetzt.
Auch die Platinnachfrage der Schmuckindustrie, die rund 25% des Marktes ausmacht, bleibt mit abwärts gerichteten Risiken behaftet.
Für einen leichten Nachfrageanstieg sorgen Anwendungen in Ölraffinerien, insbesondere in China und in den USA, und ein höherer Bedarf von Platin als Katalysatormaterial für chemische Prozesse.
Das Angebot von Platin aus Minen, hauptsächlich aus Südafrika, wird um ein Prozent wachsen. Mögliche Streiks aufgrund von Lohnverhandlungen in der Minenindustrie könnten den Preis temporär stützen. Das Angebot aus Recycling wächst dieses Jahr nur moderat. Insgesamt wird jedoch ein Produktionsüberschuss von 21 Tonnen Platin für 2019 erwartet bei einer Gesamtproduktion von 207 Tonnen im Jahr 2018. Die enge Korrelation zu Gold könnte temporär den Preis für Platin stützen. Er wird eine Bandbreite zwischen 700 US-Dollar und 950 US-Dollar für die Feinunze Platin erwartet.
Palladium weiterhin knapp, Preisanstieg bei hoher Volatilität erwartet
Der Palladiumengpass wird auch 2019 anhalten. Die sichtbaren ETF-Bestände sind von 39,4 Tonnen auf ca. 20 Tonnen geschrumpft. Die Automobilindustrie ist mit 81 Prozent der stärkste Palladiumabnehmer. Palladium wird in Abgaskatalysatoren für Ottomotoren eingesetzt. Ein leichtes Wachstum des Automobilmarktes und strengere Abgasregelungen in China erhöhen die Palladiumnachfrage zusätzlich. Trotz einer gegenüber der Nachfrage leicht höheren Produktion von Palladium aus Minen und aus dem Recycling bleibt ein Marktdefizit von 17 Tonnen. Streiks südafrikanischer Minenarbeiter könnten dieses Defizit erhöhen.
Entlastung könnte es geben, würde sich die Wirtschaft der automobilen Schwergewichte China und USA schwächer entwickeln. Aufgrund der anhaltenden Palladiumknappheit wird eine Bandbreite zwischen 1.130 US-Dollar und 1.650 US-Dollar für die Feinunze Palladium erwartet.
Heraeus Precious Metals hat seine Edelmetallprognose in Kooperation mit der auf Edelmetalle spezialisierten internationalen Beratung SFA Oxford Ltd erstellt.
Mittel- und langfristige Trends in der Edelmetallindustrie
Mittel und langfristig sieht Heraeus Precious Metals zwei Trends, die Einfluss auf die Edelmetallindustrie haben werden:
1. Die Primärproduktion an Platin und Palladium aus Minen wird in den nächsten zehn Jahren zurückgehen. Das Recycling von Platingruppenmetallen (PGM) gewinnt an Bedeutung
Nicht ausreichend hohe Preise bei gleichzeitig hohen und weiterwachsenden Förderkosten haben besonders bei den PGMs in den letzten Jahren zu einer Konsolidierung in der Industrie geführt. Ab 2020 werden geplante Minenschließungen wirksam und damit zu einem sukzessiven Rückgang der Produktionsmengen führen. Das dadurch geringere Angebot an primären PGM muss durch erhöhte Recyclingkapazitäten ausgeglichen werden.