Die Platingruppenmetalle sind nach den Schocks auf der Angebots- und Nachfrageseite im vergangenen Jahr z.B. durch Minenüberflutungen in Russland, Wartungen von Betriebsanlagen in Südafrika und durch die geringere Automobilproduktion durch Chipmangel immer noch dabei, sich zu stabilisieren. Die Corona-Pandemie bleibt weiterhin ein Faktor. Allerdings sollten die Auswirkungen allmählich nachlassen. Schließlich sind Impfstoffe weitverbreitet. Zudem scheinen die neuen Covid-Varianten weniger gefährlich zu sein. Dies sollte eine allmähliche Rückkehr zur Normalität ermöglichen.
Der industrielle Platinmarkt (ohne Investment) bleibt deutlich überversorgt. Als der Preis im vergangenen Jahr zurückging, sanken die ETF-Investments. Ohne erneutes Kaufinteresse von Investoren ist ein Preisanstieg laut den Edelmetallexperten von Heraeus nur schwer vorstellbar. Platin, das vor allem in Diesel-Abgaskatalysatoren eingesetzt wird, ist im Vergleich zu Gold und Palladium immer noch günstig bewertet. Allerdings könnte eine hohe Inflationsrate Sachwerte wie Platin für Anleger wieder attraktiv machen. Durch die breite industrielle Nutzung von Platin und die teilweise Substitution in der Autoindustrie wird das Metall langfristig wieder interessanter. Die Bandbreite liegt laut Heraeus zwischen 850 bis 1300 Dollar je Feinunze.
Der Palladiummarkt wird sich nach einem historischen Höchstpreis im vergangenen Jahr auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Das Angebot wird sich auch hier nach den Störungen wieder erholen. Heraeus erwartet einen minimalen Angebotsüberschuss. Die Palladiumnachfrage in der Automobilindustrie wird in diesem Jahr voraussichtlich eine Rekordmenge von 8,5 Mio. Unzen erreichen. Die Branche ist mit rund 90 Prozent der stärkste Abnehmer – Palladium wird in Abgaskatalysatoren für Benzinmotoren eingesetzt. Allerdings dürfte die industrielle Nachfrage (außerhalb der Autobranche) in diesem Jahr um voraussichtlich sechs Prozent fallen und den Preisdruck durch die hohe Nachfrage der Automobilindustrie abfedern. Heraeus beziffert die Bandbreite auf 1400 bis 2250 Dollar je Feinunze.
Rhodium, das ebenfalls sehr stark von der Nachfrage aus der Autoindustrie abhängig ist, könnte durch hohe Preisschwankungen gekennzeichnet sein. Heraeus geht von einem ausgeglichenen Markt aus. Selbst kleine Verschiebungen bei Angebot oder Nachfrage können den Preis stark beeinflussen. Versorgungsrisiken könnten durch nicht ausreichende Recyclingmengen entstehen oder auch durch Streikrisiken, da bei den drei größten südafrikanischen PGM-Bergbauunternehmen in diesem Jahr Lohnverhandlungen mit den Bergbaugewerkschaften anstehen. Der Rhodiumpreis dürfte sich 2022 wieder in einer hohen Bandbreite zwischen 7500 und 22.000 Dollar je Feinunze bewegen.
Bei Ruthenium dürfte sich die Rückkehr zu niedrigeren Preisniveaus fortsetzen. Das Metall, das vor allem in der Elektronikindustrie verwandt wird, dürfte in diesem Jahr einen Überschuss aufweisen. Das Angebot wird voraussichtlich um etwa zwei Prozent steigen, da die Produktionsprobleme in Russland und Unterbrechungen durch Wartungsarbeiten in Südafrika überwunden wurden. Zugleich werden zusätzliche Lagerbestände in Südafrika verarbeitet, die das Nachfragewachstum abdecken können. Die Heraeus Experten sehen bei Ruthenium eine Preisspanne zwischen 250 und 600 Dollar je Feinunze.
Ein größeres Angebot sollte den Iridiummarkt beruhigen. Im vergangenen Jahr hatte der Preis noch ein außergewöhnliches Rekordhoch erreicht, da Verarbeitungsprobleme in Südafrika, das rund 80 Prozent des weltweiten Iridium-Angebots stellt, die Metallverfügbarkeit einschränkten. Nachdem diese gelöst waren und sich die Marktliquidität verbesserte, begann der Preis wieder zu fallen. Obwohl für dieses Jahr ein Marktüberschuss zu erwarten ist, dürfte sich der Iridiumpreis wieder auf einem hohen Niveau zwischen 2500 und 5000 Dollar je Feinunze bewegen.