Heraeus Edelmetallprognose 2022: Gold und Silber dürften von Inflationssorgen profitieren

Hanau, 25. Januar 2022

  • Gold könnte neuen Höchststand erreichen
  • Silber dürfte sich besser als Gold entwickeln
  • Rekordnachfrage für Palladium aus der Autoindustrie

Der Goldpreis könnte nach Ansicht des weltweit größten Edelmetall-Dienstleisters Heraeus Precious Metals im neuen Jahr ein Rekordhoch erreichen. „Gold bleibt ein sicherer Hafen und eine Versicherung gegen geopolitische Risiken, auch das Risiko einer anhaltend hohen Inflation ist positiv für Gold“, sagte André Christl, CEO von Heraeus Precious Metals, bei der Vorstellung der jährlichen Edelmetallprognose. Zudem dürfte ein schwächerer Dollar die Preise unterstützen. Die Heraeus Experten sehen beim Goldpreis eine Bandbreite von 1700 bis 2120 Dollar je Feinunze. Das bisherige Rekordhoch hatte das Edelmetall im August 2020 bei rund 2072 Dollar markiert.

Bei Silber erwartet Heraeus ein Wachstum der industriellen Nachfrage. Für 2022 wird ein zweistelliges Plus bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen prognostiziert. Zugleich wird die Silbernachfrage aus der Elektronik in diesem Jahr von einer Steigerung der weltweiten Smartphone-Verkäufe sowie von der weiteren Einführung von 5G und den sinkenden Kosten für 5G-Geräten profitieren. Bei der Nachfrage nach Silberschmuck und Tafelsilber erwartet Heraeus die Rückkehr auf das Niveau vor der Pandemie. Die Minenproduktion hingegen dürfte 2022 fallen. Sollten die Inflation und der schwache Dollar tatsächlich den Goldpreis stützen, dürfte sich Silber in diesem Fahrwasser besser als Gold entwickeln. Heraeus geht von einer Bandbreite zwischen 20 bis 32 Dollar je Feinunze aus.

Die Heraeus Prognosen im Überblick:

Edelmetall Bandbreite je Unze
Gold 1700 bis 2120 Dollar
Silber 20 bis 32 Dollar
Platin 850 bis 1300 Dollar
Palladium 1400 bis 2250 Dollar
Rhodium 7500 bis 22.000 Dollar
Ruthenium 250 bis 600 Dollar
Iridium 2500 bis 5000 Dollar

Die Platingruppenmetalle sind nach den Schocks auf der Angebots- und Nachfrageseite im vergangenen Jahr z.B. durch Minenüberflutungen in Russland, Wartungen von Betriebsanlagen in Südafrika und durch die geringere Automobilproduktion durch Chipmangel immer noch dabei, sich zu stabilisieren. Die Corona-Pandemie bleibt weiterhin ein Faktor. Allerdings sollten die Auswirkungen allmählich nachlassen. Schließlich sind Impfstoffe weitverbreitet. Zudem scheinen die neuen Covid-Varianten weniger gefährlich zu sein. Dies sollte eine allmähliche Rückkehr zur Normalität ermöglichen.

Der industrielle Platinmarkt (ohne Investment) bleibt deutlich überversorgt. Als der Preis im vergangenen Jahr zurückging, sanken die ETF-Investments. Ohne erneutes Kaufinteresse von Investoren ist ein Preisanstieg laut den Edelmetallexperten von Heraeus nur schwer vorstellbar. Platin, das vor allem in Diesel-Abgaskatalysatoren eingesetzt wird, ist im Vergleich zu Gold und Palladium immer noch günstig bewertet. Allerdings könnte eine hohe Inflationsrate Sachwerte wie Platin für Anleger wieder attraktiv machen. Durch die breite industrielle Nutzung von Platin und die teilweise Substitution in der Autoindustrie wird das Metall langfristig wieder interessanter. Die Bandbreite liegt laut Heraeus zwischen 850 bis 1300 Dollar je Feinunze.

Der Palladiummarkt wird sich nach einem historischen Höchstpreis im vergangenen Jahr auf einem niedrigeren Niveau einpendeln. Das Angebot wird sich auch hier nach den Störungen wieder erholen. Heraeus erwartet einen minimalen Angebotsüberschuss. Die Palladiumnachfrage in der Automobilindustrie wird in diesem Jahr voraussichtlich eine Rekordmenge von 8,5 Mio. Unzen erreichen. Die Branche ist mit rund 90 Prozent der stärkste Abnehmer – Palladium wird in Abgaskatalysatoren für Benzinmotoren eingesetzt. Allerdings dürfte die industrielle Nachfrage (außerhalb der Autobranche) in diesem Jahr um voraussichtlich sechs Prozent fallen und den Preisdruck durch die hohe Nachfrage der Automobilindustrie abfedern. Heraeus beziffert die Bandbreite auf 1400 bis 2250 Dollar je Feinunze.

Rhodium, das ebenfalls sehr stark von der Nachfrage aus der Autoindustrie abhängig ist, könnte durch hohe Preisschwankungen gekennzeichnet sein. Heraeus geht von einem ausgeglichenen Markt aus. Selbst kleine Verschiebungen bei Angebot oder Nachfrage können den Preis stark beeinflussen. Versorgungsrisiken könnten durch nicht ausreichende Recyclingmengen entstehen oder auch durch Streikrisiken, da bei den drei größten südafrikanischen PGM-Bergbauunternehmen in diesem Jahr Lohnverhandlungen mit den Bergbaugewerkschaften anstehen. Der Rhodiumpreis dürfte sich 2022 wieder in einer hohen Bandbreite zwischen 7500 und 22.000 Dollar je Feinunze bewegen.

Bei Ruthenium dürfte sich die Rückkehr zu niedrigeren Preisniveaus fortsetzen. Das Metall, das vor allem in der Elektronikindustrie verwandt wird, dürfte in diesem Jahr einen Überschuss aufweisen. Das Angebot wird voraussichtlich um etwa zwei Prozent steigen, da die Produktionsprobleme in Russland und Unterbrechungen durch Wartungsarbeiten in Südafrika überwunden wurden. Zugleich werden zusätzliche Lagerbestände in Südafrika verarbeitet, die das Nachfragewachstum abdecken können. Die Heraeus Experten sehen bei Ruthenium eine Preisspanne zwischen 250 und 600 Dollar je Feinunze.

Ein größeres Angebot sollte den Iridiummarkt beruhigen. Im vergangenen Jahr hatte der Preis noch ein außergewöhnliches Rekordhoch erreicht, da Verarbeitungsprobleme in Südafrika, das rund 80 Prozent des weltweiten Iridium-Angebots stellt, die Metallverfügbarkeit einschränkten. Nachdem diese gelöst waren und sich die Marktliquidität verbesserte, begann der Preis wieder zu fallen. Obwohl für dieses Jahr ein Marktüberschuss zu erwarten ist, dürfte sich der Iridiumpreis wieder auf einem hohen Niveau zwischen 2500 und 5000 Dollar je Feinunze bewegen.

Über Heraeus Precious Metals

Heraeus Precious Metals gehört weltweit zu den führenden Anbietern von Edelmetallservices und -produkten. Wir vereinen alle Tätigkeiten, die sich aus der umfassenden Kompetenz von Heraeus im Edelmetallkreislauf ergeben – vom Handel, über Edelmetallprodukte bis hin zum Recycling.

Heraeus Precious Metals ist einer der weltgrößten Refiner von Platingruppenmetallen (PGM) und gehört zu den führenden Adressen im industriellen Edelmetallhandel. Unsere Edelmetallprodukte finden in vielfältigen Industrien Verwendung, darunter Chemie, Pharmazie, Glas, Elektronik und Automotive. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung und technischen Expertise bieten wir Lösungen und Produkte in höchster Qualität. Dabei stehen wir unseren Kunden als zuverlässiger Entwicklungspartner zur Seite und finden die beste Lösung für seine Anforderungen.

Über Heraeus

Der Technologiekonzern Heraeus mit Sitz in Hanau ist ein weltweit führendes Portfoliounternehmen in Familienbesitz. Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück auf eine seit 1660 von der Familie betriebene Apotheke. Heraeus bündelt heute eine Vielzahl von Geschäften in den Feldern Umwelt, Elektronik, Gesundheit und industrielle Anwendungen. Kunden profitieren von innovativen Technologien und Lösungen, basierend auf einer breit aufgestellten Materialexpertise und Technologieführerschaft.

Im Geschäftsjahr 2020 erzielte Heraeus einen Gesamtumsatz von 31,5 Milliarden Euro und beschäftigt rund 14.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 40 Ländern. Heute zählt Heraeus zu den Top 10 Familienunternehmen in Deutschland und hat eine führende Position auf seinen globalen Absatzmärkten.